Ansätze für ein nachhaltiges Datenmanagement in der kommunalen Bildungsplanung
Am 21. und 22. September 2021 richtete die Koordinierungsstelle Bildungsmonitoring gemeinsam mit dem DLR-Projektträger die digitale Fachkonferenz Bildungsmonitoring unter dem Motto DATEN.STRATEGIE.BILDUNG – Ansätze für ein nachhaltiges Datenmanagement in der kommunalen Bildungsplanung aus.
Mehr als 200 Teilnehmer*innen aus Forschung und Praxis verfolgten und diskutierten ein vielfältiges Tagungsprogramm mit Beiträgen aus Wissenschaft, Fachverbänden und den BI-Kommunen zum Thema ganzheitliche und nachhaltige Datennutzung in der kommunalen Bildungssteuerung. Aus aktuellem Anlass stand dabei auch die Frage im Fokus, welchen Beitrag ein datenbasiertes kommunales Bildungsmanagement zur qualitativen Ausgestaltung der Ganztagsbetreuung leisten kann.
Wie im vergangenen Jahr wurde die Konferenz erneut vollständig digital durchgeführt. Als Online-Schaltzentrale kam dabei die Eventplattform Veertly in Kombination mit dem Videokonferenztool Zoom zum Einsatz. Über Veertly konnten die Teilnehmenden bequem auf alle Programmpunkte zugreifen und sich via Chat austauschen. Mit dem Event-Tool wonder stand zudem eine Möglichkeit bereit, um sich mit Kolleg*innen zu vernetzen und den virtuellen Raum im sozialen Miteinander zu erleben.
Bildungsgespräche und Datengedanken
In Ihrem Grußwort betonte Dr. Andrea Ruyter-Petznek (Bundesministerium für Bildung und Forschung) den hohen Stellenwert eines datenbasierten kommunalen Bildungsmanagements in der Bildungsplanung und sprach auch ganz direkt die wichtige Rolle der Bildungsmonitorer*innen in der künftigen datenbasierten Gestaltung von kommunalen Bildungslandschaften an. In den Kommunen komme es schon jetzt vielerorts zu einem nachhaltigen strategischen Engagement. „Angesichts der Herausforderungen der nächsten Jahre, wie etwa der Realisierung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung, werden Sie und das datenbasierte kommunale Bildungsmanagement für die kommunale Bildungsplanung nicht nur noch wertvoller werden, sondern Sie avancieren voraussichtlich zu sehr gefragten Gesprächs-, Diskussions- und Planungspartner*innen in Ihren Kommunen.“
Wie wichtig eine lebendige Gesprächs- und Kommunikationskultur für die Etablierung eines effizienten Datenmanagements sein kann, unterstrich auch Prof. Dr. Stephan Maykus (Hochschule Osnabrück) in seiner Keynote zum Thema „Planung, Monitoring und (Daten-)Management im Zusammenspiel - Impulse für die strategische Bildungssteuerung am Beispiel der Bedarfsplanung kommunaler Ganztagsbildung“. Angepasste Bildungsberichtkonzepte und eine Weiterentwicklung von Indikatorensets zur differenzierten Abbildung von Ganztagsangeboten seien zwar nötig und richtig, aber: „Das alleine reicht nicht“, so Maykus. Es gelte, Daten als Teil einer qualitativen Bildungsplanungsstruktur zu verstehen. Hier müsse man "gemeinsam den Stand der Bildungsangebote vor Ort beobachten, sie bewerten und ins Gespräch darüber kommen, was Bildungsziele [und] was Vorstellungen von guter Ganztagsbildung sind. [...] Dafür brauchen wir Planungsgruppen, kommunikative Orte und einen Planungsrahmen, der Daten und weiterentwickelte Datenkonzepte berücksichtigt. Auf diese Weise werden Menschen zusammengeführt und das Nachdenken über diese Daten ermöglicht.“
Bündnissuche und Servicegedanken
Wie solche Konzepte in der Praxis aussehen können und welche konkreten Ansätze für ein nachhaltiges Datenmanagement in Kommunen wie München, Stuttgart oder Fulda bereits verfolgt werden, konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den beiden Veranstaltungstagen in insgesamt sieben Workshop-Sessions kennenlernen und in zahlreichen Breakout-Sessions diskutieren.
So gab Dr. Karin Weiß (Landeshauptstadt München, Referat für Bildung und Sport) in der Session 4 einen interessanten Einblick in die „Strategische Ausrichtung eines Datenmanagements für die kommunale Bildungssteuerung“ in München. In der Diskussion mit den Teilnehmenden herrschte dahingehend Einigkeit, dass es den Aufbau von Strukturen eines bereichsübergreifenden Datenmanagements erheblich erleichtert, wenn die Verwaltungsspitze das Vorhaben unterstützt und legitimiert. Aber auch wenn dies nicht der Fall sei, könne das DKBM durch eine gute Kommunikation Verbündete in anderen Ämtern gewinnen, den Mehrwert von Daten für die kommunale Bildungsplanung verdeutlichen, sich als Dienstleister anbieten und auf diese Weise Vertrauen und Akzeptanz schaffen.
Brückenschlag zum "guten Ganztag"
Einen spannenden Brückenschlag zwischen den Themen Datenmanagement und Ganztagsbildung nahm Fabienne Bauer (Landeshauptstadt Stuttgart) mit ihrem Input zur Workshop-Session 6 vor, indem sie den möglichen Beitrag eines DKBM zur Qualität der Ganztagsbetreuung darstellte und aufzeigte, welche Ressourcen dafür vorhanden sein oder geschaffen werden müssen. Die Teilnehmenden tauschten sich anschließend über die Fragen aus, welche Daten für das Monitoring der schulischen Ganztagsbildung in ihrer Kommune genutzt werden können und welche Maßnahmen Kommunen ergreifen können, um eine geeignete Datenbasis für die Steuerung der Ganztagsbildung zu schaffen. Wichtig seien dabei insbesondere die Verknüpfung von quantitativen und qualitativen Erhebungsmethoden sowie die verwaltungsinterne Überzeugungsarbeit, Ressourcen für eine solche Erhebung bereitzustellen.
Die Diskussion über die kommunalen Handlungsspielräume zur Ausgestaltung von Ganztagsangeboten und zur Frage, was überhaupt unter „gutem Ganztag“ zu verstehen sei, wurde am zweiten Veranstaltungstag im Rahmen von sechs Theseninseln fortgeführt und vertieft. Die Teilnehmenden tauschten sich über drei Thesen aus, die im gemeinsamen Austausch auf den Prüfstand gestellt, weiterentwickelt und umformuliert wurden.
Praxis, Wissenschaft und Verwaltung zusammenbringen
Auch in dem von Dr. Klaus-Peter Meinerz (DLR-Projektträger) moderierten Podiumsgespräch mit Prof. Dr. Kai Maaz (DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation) wurde thematisiert, wie das kommunale Bildungsmanagement mit dem nun beschlossenen Rechtsanspruch auf Ganztagsangebote umgehen soll und worin eigentlich die Qualität der Ganztagsbildung besteht. So wird es nach Prof. Maaz aus Sicht der Kommunen zunächst um die Frage gehen, „wie man diesen Rechtsanspruch als einen Hebel benutzen kann, um Bildungslandschaften, um den Sozialraum, in dem sich Schulen befinden, auszubauen, stärker miteinander zu vernetzen und eine attraktive Angebotsstruktur für Kinder und Familien zu schaffen.“ Dabei müsse man diese Angebotsstruktur mit Blick auf die digitalen Möglichkeiten ins 21. Jahrhundert bringen. Gleichzeitig betonte Prof. Maaz den Aspekt der Vernetzung und bereichsübergreifenden Zusammenarbeit. „Wir müssen Praxis, Wissenschaft und Verwaltung stärker zusammenbringen. Wir müssen diese drei Zahnräder ans Laufen kriegen [und] aus der wissenschaftlichen Perspektive stärker sogenannte ko-konstruktive Ansätze verfolgen, in denen wir gemeinsam mit den Praktikern vor Ort nach Bedarfen schauen und Lösungsansätze entwickeln“, so Maaz.
Dass es eben jene Kooperation zwischen den Ämtern, aber auch zwischen der Praxis und der Wissenschaft braucht, um nicht nur Ganztagsangebote, sondern ganze Bildungslandschafen erfolgreich gestalten und zukunftsfähig zu machen, zog sich wie ein roter Faden durch das Konferenzprogramm und die Diskussionsbeiträge. Aber auch dieser Prozess profitiert von einer soliden Datenbasis. Und je wichtiger Daten für die Weiterentwicklung von Bildungsangeboten werden, desto wichtiger wird es auch, dass diese Daten jederzeit in hoher Qualität vorliegen. Oder anders gesagt: Für nachhaltige Veränderungen in der kommunalen Bildungsplanung braucht es auch ein nachhaltiges Datenmanagement!
Programm
Podiumsgespräch
Qualität in der Ganztagsbildung gestalten - kommunal, kooperativ, datenbasiert
Prof. Dr. Kai Maaz (Geschäftsführender Direktor, DIPF)
Moderation: Dr. Klaus-Peter Meinerz (DLR-Projektträger)
Videoaufzeichnungen
Keynote
Planung, (Daten-)Management und Monitoring im Zusammenspiel
Prof. Dr. Stephan Maykus (Hochschule Osnabrück)
Download Vortragsfolien
Session 1
Bildungsmonitoring und Datenmanagement im Landkreis Mühldorf am Inn
Christiane Deinlein (Team Bildungsmonitoring und Datenmanagement, Landratsamt Mühldorf am Inn)
Session 1
Der "KECK-Familienatlas" für den Landkreis Osnabrück - Rechtemanagement und interkommunale Zusammenarbeit
Andrea Stockmann (Monitoring, Referat für Strategische Planung des Landkreises Osnabrück)
Session 2
Daten gemeinsam nutzen: Der Aufbau einer gemeinsamen Datenstruktur im Landkreis Fulda
Matthias Feuerstein (Bildungsmanagement Landkreis Fulda), Jens Fitzenberger (Gesundheitsberichterstattung Landkreis Fulda)
Session 3
Datenschutz im kommunalen Bildungsmonitoring (Teil 1)
Katharina Giar (Statistisches Bundesamt / Konsortium Bildungsmonitoring), Nicole Saks (Statistisches Landesamt Baden-Württemberg / Konsortium Bildungsmonitoring), Dr. Pia Gerhards (Deutsches Institut für Erwachsenenbildung / Konsortium Bildungsmonitoring)
Session 3
Datenschutz im kommunalen Bildungsmonitoring (Teil 2)
Dr. Markus Küpker (Leitung Handlungsfeld Daten und Analyse, RuhrFutur), Julia Balke (Stellvertretende Leitung Handlungsfeld Daten und Analyse, RuhrFutur)
Session 4
Strategische Ausrichtung eines Datenmanagements für die kommunale Bildungssteuerung
Dr. Karin Weiß (Referat für Bildung und Sport, Stabsstelle Steuerungsunterstützung und Bedarfsplanung, Landeshauptstadt München)
Session 6
Wie Qualitäts- und Bildungsanalysen zu Qualitätsverbesserungen an Ganztagsgrundschulen beitragen können
Fabienne Bauer (Mitarbeiterin Stuttgarter Bildungspartnerschaft, Landeshauptstadt Stuttgart)
Fachvortrag
Workshop Sessions
Ansprechpartner
Martin Franger
Kommunikation & Öffentlichkeitsarbeit
Standort Potsdam
kobra.net, Kooperation in Brandenburg, gemeinnützige GmbH
Benzstr. 8/9, 14482 Potsdam
Ansprechpartner:
Tim Siepke, Leitung
0331 / 2378 5331
info@kommunales-bildungsmonitoring.de
Standort Trier
Kommunales Bildungsmanagement Rheinland-Pfalz - Saarland e.V.
Domfreihof 1a | 54290 Trier
Ansprechpartner:
Dr. Tobias Vetterle, Leitung
0651 / 4627 8443
info@kommunales-bildungsmonitoring.de
Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.