Fachkräftesicherung in der Lausitz: den Strukturwandel datenbasiert gestalten
Von der beruflichen Orientierung über die Ausbildung sowie Hochschulbildung bis hin zur beruflichen Weiterbildung - Bildungsthemen sind von zentraler Bedeutung für Regionen wie die Lausitz, die den Strukturwandel nachhaltig und zukunftsorientiert gestalten möchten. Dabei geht es nicht mehr allein darum, möglichst viele neue Arbeitsplätze zu schaffen, sondern die bereits entstehenden Stellen mit qualifiziertem Personal zu besetzen. Dass dabei auch das kommunale Bildungsmonitoring die Fachkräftesicherung auf vielfältige Weise unterstützen und hilfreiche datenbasierte Antworten geben kann, betont Daniel Werchosch, stellvertretender Projektleiter des Netzwerkbüros Bildung in der Lausitz, im Interview mit der KOSMO. Außerdem gibt er interessante Einblicke in die regionale Umsetzung einer Fachkräftesicherung, die trotz der Vielfalt an Akteuren und Interessen versucht, die Kräfte im Strukturwandel zu bündeln und Diskurs- und Entscheidungsprozesse auf eine solide Datenbasis zu stellen.
Netzwerkbüro Bildung in der Lausitz - Das Projekt
Das Netzwerkbüro Bildung in der Lausitz ist Teil des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Kompetenzzentrums Bildung im Strukturwandel. Seit 2020 begleitet das Netzwerkbüro den Strukturwandel in der Lausitz aus der Bildungsperspektive und betrachtet dabei sowohl den brandenburgischen als auch den sächsischen Teil der Region.
Gemeinsam mit Netzwerk- und Kooperationspartner*innen vor Ort trägt es zu einem gelingenden Transformationsprozess der Region bei, indem es die Entwicklung zukunftsfähiger Bildungsstrategien unterstützt. Hierbei werden besonders jene Bildungsthemen fokussiert, die für die Fachkräftesicherung und den Strukturwandel von Bedeutung sind – von der beruflichen Orientierung über die berufliche Ausbildung bis hin zur Weiterbildung im Beruf.
Das Netzwerkbüro agiert hierbei als Schnittstelle zwischen Bildungs- und Wirtschaftsakteuren, unterstützt regionale Netzwerke und regt Kooperationen an. Als Handlungsgrundlage stellt es zudem datenbasierte Erkenntnisse zur Verfügung, die relevante Entwicklungen in der Lausitz sichtbar machen.
Seinen Sitz hat das Netzwerkbüro Bildung in der Lausitz im Haus der Wirtschaft in Cottbus. Es gehört zum Projektverbund kobra.net, Kooperation in Brandenburg, gemeinnützige GmbH.

Daniel Werchosch
Stellvertretender Projektleiter & wissenschaftlicher Mitarbeiter Bildungsmonitoring
- Diplom-Soziologie
- seit 01.08.2020 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Netzwerkbüro Bildung in der Lausitz
- seit 01.01.2021 zudem stellvertretender Projektleiter
0355 4946-0652

Netzwerkbüro Bildung in der Lausitz
Standort Cottbus
Haus der Wirtschaft
Inselstraße 24
03046 Cottbus
Daniel Werchosch im Interview
Der Wandel in der Lausitz ist eng an Schlagworte wie Fachkräftesicherung und -gewinnung geknüpft. Welche Rolle wird der Bildung hierbei in der Region zugeschrieben?
Tatsächlich rückt Bildung mehr und mehr in den Fokus des Lausitzer Strukturwandels. Das liegt vor allem an einer dynamischen Entwicklung und Schwerpunktverschiebung der letzten Jahre. Anfänglich wurde die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen als die zentrale Herausforderung des Strukturwandels identifiziert. Die Sorge war, dass durch den Kohleausstieg tausende gut bezahlte Arbeitsplätze in der Region wegfallen, die man nicht adäquat kompensieren kann. Eben jenes Szenario stellte sich in den Jahren nach 1990 ein mit den bekannten Folgen, wie massenhafter Arbeitslosigkeit und Abwanderung. Dieser historische Strukturbruch wirkt bis heute in der Lausitz nach.
Im gegenwärtigen Strukturwandel ist die Ausgangslage jedoch eine gänzlich andere. Es stehen nicht nur viele Milliarden Euro an Strukturmitteln zur Verfügung, sondern durch die Ansiedlungen von Bundesbehörden, Forschungseinrichtungen und Industriebetrieben sowie angesichts des demografischen Wandels hat sich die zentrale Herausforderung im Strukturwandel inzwischen um 180° gewendet:
Es geht nicht mehr darum, möglichst viele neue Arbeitsplätze zu schaffen, sondern die bereits entstehenden und absehbaren mit qualifiziertem Personal zu besetzen.
Vor diesem Hintergrund stehen besonders jene Bildungsthemen im regionalen Fokus, die auf die Fachkräftesicherung einzahlen – direkt oder indirekt. Von der beruflichen Orientierung über die Ausbildung sowie Hochschulbildung bis hin zur beruflichen Weiterbildung – für all diese Bereiche nimmt die Aufmerksamkeit deutlich zu. Netzwerkarbeit und Kooperationen werden intensiviert oder neu initiiert und verschiedene Projekte realisiert: von regionalen Arbeitsgruppen bis hin zu millionenschweren Lern- und Ausbildungszentren. Bildung spielt inzwischen in vielen Bereichen eine zentrale Rolle im Strukturwandel der Lausitz. Diese Entwicklung freut uns als Netzwerkbüro natürlich besonders und bestätigt uns in unserer Arbeit.
Welche Unterstützung leistet das Bildungsmonitoring im Kontext der Fachkräftesicherung?
Bei Bildung für Fachkräftesicherung geht es gerade im Strukturwandel um ein relativ komplexes Themenfeld mit diversen Stellschrauben. Daher kann das Bildungsmonitoring in vielfältiger Art und Weise unterstützen – auf kommunaler wie auf regionaler Ebene. Es kann etwa datenbasiert mithelfen, wesentliche Fragen im Kontext von Bildung für Fachkräftesicherung zu beantworten, wie z. B.:
- Wie ist das (künftige) Fachkräftepotenzial zu bewerten?
- Welche Bedarfe bestehen aktuell mit Blick auf die Ausbildung von Fachkräften und wie können diese gedeckt werden?
- Wo gibt es Problemlagen oder ungenutzte Potenziale (wie etwa Schulabgänger*innen ohne Abschluss, unversorgte Ausbildungsbewerber*innen, Studienabbrüche o. Ä.)?
Dies sind nur einige beispielhafte Fragestellungen, bei denen es sich empfiehlt, datenbasiert zu diskutieren und Entscheidungen zu treffen. Hierbei kommt dem Bildungsmonitoring eine zentrale Funktion zu.
In den vom demografischen Wandel besonders betroffenen Regionen ist jedoch anzunehmen, dass das vorhandene Erwerbspersonenpotenzial schlicht nicht ausreichen wird. Vor diesem Hintergrund erkennen immer mehr Akteure die zunehmende Bedeutung der Zuwanderung für die Fachkräftesicherung. Vor allem wenn es um den Zuzug von jungen Familien geht, sind hierfür nicht zuletzt entsprechende Betreuungs- und Versorgungsangebote vor Ort wichtig. Auch hier kann das kommunale Bildungsmonitoring datenbasiert unterstützen, etwa im Zusammenspiel mit Kita-Bedarfsplanungen oder Schulnetzplanungen.
Wie vielfältig die Unterstützungsmöglichkeiten des kommunalen Bildungsmonitorings sind, zeigt dabei ein Blick in die Praxis in der Lausitz. Die folgenden Beispiele verdeutlichen, dass Fachkräftesicherung als Thema für das kommunale Bildungsmonitoring sowohl keinesfalls neu als auch nach wie vor von Bedeutung ist:
Allein diese Beispiele zeigen, dass die Unterstützungsmöglichkeiten des kommunalen Bildungsmonitorings für die Fachkräftesicherung nicht nur theoretischer Natur sind.
Als Netzwerkbüro Bildung in der Lausitz ergänzen wir zudem diese kommunale Perspektive mit unserem regionalen Bildungsmonitoring. Ziel dieser regionalen und auch arbeitsmarktorientierten Perspektive ist es dazu beizutragen, adäquate und datenbasierte Strategien zur Lausitzer Fachkräftesicherung zu entwickeln. Hierbei legen wir Wert darauf, dass sich unsere Arbeit an den Gegebenheiten und Bedarfen der Region orientiert, um eine bestmögliche Praxisrelevanz sicherzustellen. Vor diesem Hintergrund ergibt sich eine Vielzahl an Unterstützungs- und Verwertungsformaten für das regionale Bildungsmonitoring. So wurden in der Vergangenheit etwa datengestützte Publikationen zu Themen wie Standortfaktoren und Wanderungsbewegungen oder auch zur Fachkräftesicherung in der Region veröffentlicht. Bei Letzterem ging es dabei um konkrete Fragestellungen, etwa nach regionalspezifischen Berufen, aktuellen und künftig erwartbaren Arbeitskräftebedarfen und deren Einordnung im Kontext des regionalen Ausbildungsgeschehens.
Fachkräftesicherung durch Bildung im Lausitzer Strukturwandel - Arbeitsmarkt und Berufsausbildung datenbasiert betrachtet (Netzwerkbüro Bildung in der Lausitz / kobra.net GmbH, 2022)
Darüber hinaus erreichen uns immer wieder spezifische Datenanfragen von regionalen Akteuren. So können wir u. a. datenbasierte Unterstützung bei der Entwicklung von Bildungsprojekten im Strukturwandel leisten, indem wir Bedarfe quantitativ einordnen. Um die Ergebnisse aus dem regionalen Bildungsmonitoring möglichst vielfältig zu kommunizieren, sind zudem datengestützte Inputs Bestandteil der Veranstaltungen des Netzwerkbüros, aber auch bei externen Treffen von Fachkräfte-Netzwerken. Nicht zuletzt finden sich auch im Newsletter des Netzwerkbüros aufbereitete Monitoring-Inhalte und mit den sogenannten „Quartalszahlen“ existiert ein Format, das vierteljährlich über die wichtigsten Kennzahlen des Ausbildungs- und des Arbeitsmarktes informiert.
Neben dieser eher produktspezifischen Dimension sind wir gegenwärtig aber auch damit beschäftigt, das regionale Bildungsmonitoring methodisch-konzeptionell weiterzuentwickeln, da die Dynamik des Strukturwandels in der Lausitz dies erfordert. Wir sind daher mit regionalen Akteuren im Austausch zu den drängendsten Fragen der Fachkräftesicherung und stimmen dabei das methodische Vorgehen ab, mit welchen Kennzahlen und Indikatoren sich diese Themen bestmöglich darstellen lassen.
Vor diesem Hintergrund zeigt sich also: für das Bildungsmonitoring ergeben sich die vielfältigsten Unterstützungsperspektiven im Kontext der Fachkräftesicherung.
Fachkräftesicherung regional umzusetzen, bedeutet, die Interessen, Perspektiven und Lösungsansätze vieler Akteure aufzugreifen. Wie gelingt das?
Tatsächlich erscheint die Akteursvielfalt als zentrales Charakteristikum der Fachkräftesicherung, wobei hier keine gemeinsame Steuerungsinstanz existiert. Zum einen liegt dies darin begründet, dass es bei der Fachkräftesicherung oft um Schnittstellenthemen geht, die den Einbezug verschiedener Akteure bedingen. Exemplarisch zeigt sich dies etwa bei der beruflichen Orientierung, wenn es um gemeinsame Strategien und Maßnahmen von Schule und Wirtschaft geht, bei denen neben Lehrkräften, Schüler*innen und Eltern auch Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern mit ihren Betrieben involviert sind. Zum anderen lässt sich die fehlende Steuerungsinstanz auf den regionalen Zuschnitt zurückführen. Im Falle der Lausitz handelt es sich etwa um ein Gebiet vom Speckgürtel Berlins bis zum Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien. Für eine solche Region gibt es im Gegensatz zur Kommunal- oder Bundeslandebene kein zentrales Verwaltungsäquivalent, was daher Austausch- und Abstimmungsprozesse zwischen verschiedenen Ebenen und Gebietskörperschaften erforderlich macht.
Angesichts dieser thematisch und räumlich bedingten Akteursvielfalt bei fehlender übergeordneter Steuerungsinstanz, sind Netzwerkarbeit und Kooperationen die zentralen Schlüssel für die regionale Umsetzung der Fachkräftesicherung. Ausgehend von unseren Erfahrungen als Netzwerkbüro scheinen hierbei vor allem drei Aspekte relevant zu sein, die auf unterschiedliche Dimensionen abzielen.
Besonders in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels können zwischen regionalen Akteuren und Institutionen Konkurrenzsituationen vorherrschen. Für die regionale Umsetzung der Fachkräftesicherung braucht es jedoch eine kooperative Ausgangslage, in der die Akteure die Sinnhaftigkeit eines gemeinsam abgestimmten Vorgehens erkennen und teilen. Je nach Region muss eine solche Basis zunächst geschaffen werden, was durchaus einen längeren Prozess bedeuten kann. Beschleunigt werden kann dieser dadurch, dass der Fachkräftemangel vielerorts nicht mehr nur lokal begrenzt oder auf einzelne Branchen beschränkt ist, sondern flächendeckend in Erscheinung tritt. Es wächst das Bewusstsein für eine gemeinsam geteilte Herausforderung. Darüber hinaus können auch begrenzte finanzielle und personelle Mittel die Kooperationsbereitschaft erhöhen. Es wird gewissermaßen zur Notwendigkeit, Ressourcen zu bündeln und gemeinsam zu agieren.
Während also Rahmenbedingungen, wie knappe Ressourcen, die Akteure zunehmend zur Zusammenarbeit drängen, so sind doch Freiwilligkeit und Eigenmotivation wichtige Aspekte regionaler Netzwerkarbeit und Kooperation. Denn die bereits thematisierte fehlende regionale Verwaltungs- oder Steuerungsstruktur bedeutet auch, dass Themen und Prozesse nicht top-down vorgegeben werden, sondern sich aus der Region heraus gestalten lassen – nicht, weil man muss, sondern weil man möchte. Damit ergibt sich die Möglichkeit, die regionale Fachkräftesicherung gemeinsam mit Akteuren umzusetzen, die sich aufgrund ihrer intrinsischen Motivation freiwillig dieser Herausforderung stellen. Zusätzlich verstärkt wird dieser Effekt, wenn – wie im Falle der Lausitz – ein gewisses Maß an regionaler Identität ausgeprägt ist und ein Zusammengehörigkeitsgefühl die Netzwerkarbeit und Kooperation begünstigt.
Gerade wegen der Komplexität und Akteursvielfalt im Themenfeld birgt die regionale Umsetzung der Fachkräftesicherung auch Fallstricke. Schnell werden innerhalb der Region Doppelstrukturen aufgebaut, Zuständigkeiten nicht verbindlich geregelt oder Zielsetzungen verwischen im Laufe der Zeit. Daher braucht es ein klares Verständnis des „Was“, „Wer“, „Wie“ und „Warum“. Diese Fragen gilt es dabei unter Berücksichtigung der regionalen Spezifika zu klären. In der Lausitz existieren beispielsweise Fachkräftenetzwerke, die Akteure aus Kommunalverwaltungen, Entwicklungsgesellschaften, Kammern, Wirtschaftsförderungen, Berufs- und Hochschulen, Arbeitsagenturen, Landesministerien oder Unternehmen zusammenführen. Diese besetzen thematisch getrennte Arbeitsgruppen, etwa zur beruflichen Orientierung, Ausbildung oder Weiterbildung und bearbeiten konkrete Projekte in nachgeordneten Unter-Arbeitsgruppen. Zudem bieten jährliche Strategietreffen den Raum, um für das gesamte Netzwerk und seine Arbeitsgruppen notwendige Evaluierungen vorzunehmen und etwaige Anpassungen zu diskutieren. Denn hinsichtlich klarer Zielsetzungen und Strukturen gilt es nicht nur einmalig, sondern fortlaufend ein gemeinsames Verständnis sicherzustellen.
Kennzahlen können unterschiedlich bewertet werden und es kann unterschiedliche Schlussfolgerungen geben, was künftig gebraucht wird und jetzt entwickelt werden soll. Wie kommt man zu einem geteilten Bewertungsmaßstab, um die Kräfte im Strukturwandel zu bündeln?
Um gemeinsam geteilte Bewertungsmaßstäbe bestmöglich sicherzustellen, ist es für uns als Netzwerkbüro Bildung in der Lausitz besonders wichtig, die regionalen Akteure umfangreich miteinzubeziehen. Hierbei lassen sich zwei grundsätzliche Dimensionen unterscheiden.
Nicht zuletzt muss man konstatieren, dass die angesprochene Akteurspluralität im Kontext der Fachkräftesicherung immer auch eine gewisse Perspektiven- und Interessenvielfalt bedeutet. Universelle Bewertungsmaßstäbe, die von allen Akteuren zu jeder Zeit geteilt werden, sind damit kaum darstellbar. Dies muss im Kontext regionaler Fachkräftesicherung jedoch nicht immer ein Nachteil sein.
Denn Diversität in der Bewertung und Interpretation von Daten kann ein wichtiger Schlüssel sein, um flexible und passgenaue Strategien der Fachkräftesicherung zu entwickeln.
Was können Kommunen vom Vorgehen im regionalen Bildungsmonitoring lernen?
Ein erster Aspekt zielt eher auf die inhaltliche Dimension ab. Im konkreten Falle des regionalen Bildungsmonitorings im Netzwerkbüro Bildung in der Lausitz spielt die Mitbetrachtung von Beschäftigungs- bzw. Arbeitsmarktdaten eine herausgehobene Rolle. Dies war bisher womöglich nicht genuiner Bestandteil des kommunalen Bildungsmonitorings. Doch angesichts des Fachkräftemangels und Strukturwandels der Arbeitswelt wird dies immer bedeutsamer, wenn es um die Entwicklung zukunftsfähiger Bildungsstrategien geht.
Darüber hinaus ist die regionale Ebene in verschiedener Hinsicht auch für Kommunen bedeutsam und es empfiehlt sich, diese stärker zu berücksichtigen. Vielerorts sind bereits interkommunale Kooperationen etabliert, doch nach wie vor sind Perspektiven, die sich allzu sehr auf die eigenen Kreisgrenzen beschränken, beobachtbar. Besonders im Kontext der Fachkräftesicherung ist eine regionale Betrachtung angeraten, da es nicht immer sinnvoll ist, Themen wie den Ausbildungs- oder Arbeitsmarkt innerhalb kommunaler Grenzen zu denken und zu steuern. Mobilität spielt hierbei natürlich eine große Rolle, da Arbeits- und Wohnort oft nicht identisch sind und es den Menschen selten präsent ist, wenn sie auf dem Weg zu dem Ausbildungsbetrieb, der Berufsschule oder dem Arbeitsplatz Kommunalgrenzen überschreiten. Insofern sollten auch Kommunen etwa bei entsprechenden Analysen die Einbettung in regionale Bezüge prüfen.
Alles in allem erleben wir es in der Lausitz, wie multiple gesellschaftliche Herausforderungen und Transformationsprozesse kumulieren. Der Strukturwandel besteht längst nicht mehr nur im Braunkohleausstieg, sondern rekurriert auf den demografischen Wandel, die Digitalisierung und Defossilisierung, wobei die Fachkräftesicherung eine zentrale Gelingensbedingung darstellt. Die Tragweite dieser Prozesse und der damit verbundenen Fragestellungen ist immens und wird in den nächsten Jahren nicht nur bundesweit, sondern auch auf europäischer Ebene noch deutlich an Relevanz gewinnen. Die Auswirkungen dieser gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen sind dabei besonders für kommunale Verwaltungen relevant, die sich schon heute vielfach dem Krisenmanagement widmen müssen. Insofern scheint es für Kommunen ratsam, diese Zeitenwende nicht nur reaktiv zu begleiten, sondern im Rahmen der Möglichkeiten proaktiv mitzugestalten. Hierfür braucht es neben der Perspektivenerweiterung und Vernetzung über die kommunalen Grenzen hinaus sicherlich auch die Bereitschaft und Offenheit für kreative Lösungsansätze von außen. Wenn Kommunen und regionale Akteure zukünftig noch mehr für Anpassungen und Innovationen in den genannten Bereichen zugänglich sind, ergeben sich aus den Transformationsherausforderungen durchaus vielversprechende Entwicklungsmöglichkeiten.
Vielen Dank für das interessante Interview, Daniel!
Ansprechpartnerin

Katharina Kleinaltenkamp
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Standort Potsdam
kobra.net, Kooperation in Brandenburg, gemeinnützige GmbH
Benzstr. 8/9, 14482 Potsdam
Ansprechpartner:
Tim Siepke, Leitung
0331 / 2378 5331
info@kommunales-bildungsmonitoring.de
Standort Trier
Kommunales Bildungsmanagement Rheinland-Pfalz - Saarland e.V.
Domfreihof 1a | 54290 Trier
Ansprechpartner:
Dr. Tobias Vetterle, Leitung
0651 / 4627 8443
info@kommunales-bildungsmonitoring.de
Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.