Strukturen etablieren, Angebote nutzen
Auf dieser Seite werden für die Akteure und Angebote der politischen und kulturellen Bildung sowohl die zur Verfügung stehenden Indikatoren und Datenquellen, als auch Strategien bei eigenen Erhebungen präsentiert. Aufgrund der Datenlage liegt der Schwerpunkt hier bei der kulturellen Bildung. Außerdem erfahren Sie mehr zu anschlussfähigen Analysen aus der Forschung und über die kommunalen Praxisbeispiele eigener Erhebungen zur kulturellen Bildung in den Städten Würzburg und Cottbus.
Herausforderungen, Ziele und Einflussmöglichkeiten
Als Einstieg in ein kommunales Bildungsmonitoring der politischen und kulturellen Bildung befasst sich die Bildungsberichterstattung bereits häufig mit der datenbasierten Erfassung und Analyse der Akteure und Angebote: Es werden u. a. Institutionen und Träger der non-formalen politischen und kulturellen Bildung, ihre Veranstaltungen und Themen sowie Programme und Projekte präsentiert. Dies kann in den jeweiligen Bildungsberichten z. B. die Auflistung von Trägern der Jugendhilfe oder eine Kartendarstellung von Bibliotheksstandorten umfassen. Wenngleich solche einfachen deskriptiven Darstellungen dabei unterstützen können, strategische Ziele (z. B. die Anpassung des Angebots kultureller Bildung) sowie Gesamtkonzepte und Leitbilder zu entwickeln, sollten sie stetig um komplexere Analysen wie z. B. der Differenzierung des Angebots nach thematischem Zuschnitt, Adressaten oder Finanzierungsstrukturen erweitert werden. Dann kann sich das strategische Potenzial des Bildungsmonitorings in den Themen der politischen und kulturellen Bildung voll entfalten.
Erfolgsversprechend ist die kommunale Auseinandersetzung mit politischer und kultureller Bildung, wenn die Zielentwicklung partizipativ angegangen wird, d. h., zu bearbeitende Fragestellungen und Themen in kommunale Entscheidungsprozesse eingebunden und Akteure der politischen und kulturellen Bildung einbezogen werden.
Hierzu gehört auch der Abgleich von kommunalen Zielsetzungen mit den Zielen und Wirkungserwartungen der Anbieter politischer und kultureller Bildungsangebote, der mittels verschiedener Methoden (z. B. Einzelinterviews oder quantitativen Online-Befragungen) erfolgen kann.
Praxisbeispiele und Interviews
Datenbasierte kulturelle Bildung in der Stadt Würzburg
Wie mit entsprechender politischer Unterstützung innerhalb der Kommune auch groß angelegte eigene Erhebungen in einem bestimmten Themenfeld realisierbar sind, zeigt das Beispiel der Stadt Würzburg. Hier war die kulturelle Bildung – ausgehend vom entsprechenden Arbeitsauftrag einer Lenkungsgruppe – eines der Schwerpunktthemen, mit denen das Bildungsbüro seine datenbasierte Arbeit aufnahm. Im Interview mit der Fachstelle kommunales Bildungsmonitoring erläutert Dr. Alexandra Maßmann die Arbeitsweise des Bildungsbüros der Stadt Würzburg, von der Erschließung des Themas über die Analyse von Daten bis hin zur Ableitung von Handlungsempfehlungen.
Politische und kulturelle Bildung im Ganztag
Die Aspekte der Kooperation und Vernetzung stehen bei der kulturellen Bildung etwas stärker als bei der politischen Bildung im Fokus der Kommunen und äußern sich exemplarisch in der Gestaltung der kulturellen Bildung im Ganztag. Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass qualitativ hochwertige Ganztagsbildung die Vernetzung verschiedener Akteure erfordert. Damit ist in erster Linie die Vernetzung von Schulen mit Kulturschaffenden im Sozialraum gemeint, aber auch die Vernetzung der Schulen mit kommunalen Gremien und Steuerungsgruppen, die auch einer entsprechenden Qualifizierung der mit dem Thema verbundenen Fachkräfte bedarf (Gördel 2023). Wenngleich die Anzahl formaler Kooperationen (vor allem im sogenannten gebundenen Ganztag) in den vergangenen Jahren angewachsen ist, finden sich nicht nur sehr unterschiedliche Kooperationstypen, sondern auch kaum inhaltliche Vereinbarungen (Hübner 2022). Hier kann das kommunale Bildungsmonitoring ansetzen und z. B. mit datenbasierten Qualitätsanalysen bei der Auswahl möglicher Partner in der kulturellen (und ggf. auch politischen) Bildung im Ganztag unterstützen. Solche Qualitätsanalysen umfassen z. B. Aspekte der Formalisierung, der Inhalte, aber auch die (Experten-)Einschätzung des jeweiligen Angebots (z. B. in Form von Befragungen).
Das Bildungsbüro ist in diesem komplexen Geflecht meist ein Akteur von vielen und nicht in der zentralen Steuerungsrolle. Ein Monitoring beginnt häufig mit der Erhebung von Einrichtungen, Akteuren, Angeboten, Anforderungen und ggf. einigen Eckdaten zur Anzahl der Kinder, Dozierenden sowie Wochenstunden, sodass der Fokus eher weniger auf den tatsächlichen Bedarfen von Kindern und Jugendlichen liegt (Weinelt 2023).
Denkt man die kulturelle Ganztagsbildung ganzheitlich als Teil einer kommunalen Bildungslandschaft, wird der Kommune eine zentrale Rolle als Moderatorin und Netzwerkerin zugedacht, die mittels eines adäquaten Bildungsmonitorings sozialräumliche Perspektiven einbringt sowie non-formale Bildungsorte und finanzielle Absicherung bereitstellen kann.
Größere Leerstellen als bei der kulturellen Bildung finden sich bei der politischen Bildung im Ganztag. So bezeichnet der 16. Kinder- und Jugendbericht die politische Ganztagsbildung als „unterschätzten Raum“, dessen Potenzial noch ungenutzt ist. Politische Bildung im Ganztag (und hier vor allem in Grundschulen) spielen laut Bericht „de facto kaum eine Rolle“ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) 2020, S. 68).
Indikatoren und Datenquellen
Die Ausrichtung des kommunalen Bildungsmonitorings in den Themen der politischen und kulturellen Bildung an den jeweiligen strategischen Zielen der Kommune ist für den Nutzen eines solchen Monitorings essenziell. Die Klärung der kommunalen Zielstellung und des Erkenntnisinteresses zu bestimmten Bereichen der politischen und kulturellen Bildung kann durch eine Erfassung und Überblicksdarstellung verfügbarer Datenbestände und deren Aussagegehalt unterstützt werden. Dies ist gerade für im Bildungsmonitoring bislang noch wenig bearbeitete Bereiche wie die politische und kulturelle Bildung bedeutsam. Doch welche Datenquellen und Indikatoren können Kommunen hinsichtlich der Darstellung von Akteuren und Angeboten der politischen und kulturellen Bildung konkret nutzen? In Tabelle 1 sind zunächst die Datenquellen, Indikatoren und Kennzahlen dargestellt, die der Anwendungsleitfaden für den Aufbau eines kommunalen Bildungsmonitorings hierzu auflistet (Giar et al. 2020). Die Tabelle enthält zudem die jeweilige Datenquelle (bzw. den Verweis auf die Notwendigkeit einer eigenen Erhebung), die kleinstmögliche räumliche Aggregationsebene, den Zeitabstand der Veröffentlichung aktualisierter Daten (Periodizität) sowie eine Einordnung in das Kontext-Input-Prozess-Output-Modell. Einige im Anwendungsleitfaden aufgeführte Indikatoren und Kennzahlen aus den jeweiligen Bildungsbereichen bilden die Lage der politischen und kulturellen Bildung nur auf einem sehr allgemeinen Niveau ab (z. B. die Finanzierungsstruktur der Volkshochschulen, ihre Anzahl und Personalausstattung sowie die Anzahl der Unterrichtsstunden insgesamt) und sind daher in der Tabelle nicht aufgelistet.
Tabelle 1: Indikatoren und Kennzahlen für das kommunale Bildungsmonitoring der Akteure und Angebote politischer und kultureller Bildung (Bereiche Weiterbildung und Non-formale/informelle Lernwelten); die Bezeichnung der Indikatoren und Kennzahlen folgt dem Anwendungsleitfaden (Giar et al. 2020).
Darüber hinaus kann das Bildungsmonitoring spezielle Statistiken von in der Kommune ansässigen bzw. in kommunaler Trägerschaft befindlichen kulturellen Einrichtungen (Museen, Theatern, Musikschulen etc.) auch gezielt bei diesen Einrichtungen selbst anfragen und so ggf. weiterführende Informationen zusammentragen.
Der Abschlussbericht des Projekts „InKuBi – Indikatoren für kulturelle Bildung“ listet weitere Indikatoren und Kennzahlen speziell der kulturellen Bildung auf, die Kommunen durch Anfragen an datenhaltende Stellen erhalten können (Belet et. al. 2023). Diese sind in Tabelle 2 zusammenfassend dargestellt.
Erhebungsstrategien und anschlussfähige Analysen
Auf der Grundlage vorhandener Datenbestände lassen sich Akteurs- und Angebotsstrukturen der politischen und kulturellen Bildung im kommunalen Bildungsmonitoring nur sehr allgemein darstellen. Dies umfasst unter anderem Anzahl, Themen, Personal und Finanzierung bestimmter Institutionen (z. B. Volkshochschulen, Bibliotheken) und ihrer Angebote. Detailliertere Angaben zu diesen Aspekten, zu weiteren Institutionen und Akteuren sowie zu darüber hinaus gehenden Bereichen wie z. B. Kooperationen, Materialien oder Formaten können Kommunen nur durch eigene Erhebungen erhalten.
Hierbei können Kommunen große und zum Teil auf lange Dauer ausgelegte wissenschaftliche (Panel-)Studien wie das Nationale Bildungspanel (NEPS) heranziehen, um Anregung und Orientierung hinsichtlich eigener Erhebungen zu den Akteuren und Angeboten politischer und kultureller Bildung einzuholen.
Ein Beispiel für die Nachnutzung eines NEPS-Items ist die Erhebung des Anteils der Schulen, die mit Einrichtungen kultureller Bildung kooperieren. Hierzu können die über den NEPSplorer auffindbaren Variablen h22800 sowie h22801 genutzt werden, um das entsprechende Messinstrument in einer eigenen Erhebung zu nutzen. Die Variablen erfassen für verschiedene Einrichtungen (darunter auch Einrichtungen der kulturellen Bildung) den Grad der Kontaktintensität zwischen Schule und Einrichtung sowie das Ausmaß der Kooperation. Die entsprechenden Fragestellungen und Antwortoptionen (Wertelabels) sind in Tabelle 3 dargestellt.
Neben diesen Möglichkeiten finden sich auch einige Einzelstudien, die Kommunen Anregungen bieten können. So hat Ijdens (2016) analysiert, inwieweit die UNESCO-Ziele für die Entwicklung kultureller Bildung in den UNESCO-Mitgliedsstaaten implementiert sind und hierzu auch den non-formalen Bereich mittels einer Expertenbefragung mit anschließender Aggregation auf Staatenebene untersucht. Die methodischen Herangehensweisen einzelner Elemente der Studie sind für Kommunen z. B. bei der Durchführung einer eigenen Expertenbefragung zur Thematik zum Teil adaptierbar.
Ebenso interessant sind für Kommunen die „Atlanten der kulturellen Bildung“ aus dem Forschungsprojekt „Kulturell-musische Bildung für Jugendliche des ländlichen Raums (KUMULUS)“ (Fehser 2022a, 2022b). Das Projekt umfasst empirische Untersuchungen des lokalen Kulturangebots sowie der Perspektive der Kulturanbieter und stellt diese für zwei Modellregionen (Altmarktkreis Salzwedel und Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) auf geographischen Karten dar. Auch hier können Kommunen das methodische Vorgehen auf die gleiche oder eine ähnliche thematische Fragestellung anwenden: Konkret wurden im KUMULUS-Projekt kulturelle Angebote (z. B. aus den Bereichen Musik, Tanz und Film) mittels einer Onlinerecherche zusammengetragen und für die beiden Modell-Landkreise kartographisch auf Gemeindeebene dargestellt. Abbildung 1 zeigt einen Beispiel-Indikator aus dem Projekt.
Neuere Ansätze bei der Datengewinnung versuchen die Präsentation kommunaler (oder v. a. in ländlichen Regionen landesweiter) Akteure und Angebote der non-formalen (v. a. kulturellen) Bildung mit der Planung und Durchführung eines entsprechenden Monitorings in Form von digitalen Plattformlösungen zu vereinen. Hierbei stellen sich z. B. lokale Kulturanbieter mittels digitaler Steckbriefe vor. Die Plattformen können nicht nur für den Kontakt zu den Anbietern, sondern auch zur Analyse der eingestellten Daten herangezogen werden (Hartings 2023; Kratzsch 2022; Lütje 2022).
Ansprechpartner
Dr. André Förster
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Standort Potsdam
kobra.net, Kooperation in Brandenburg, gemeinnützige GmbH
Benzstr. 8/9, 14482 Potsdam
Ansprechpartner:
Tim Siepke, Leitung
0331 / 2378 5331
infoREMOVE-THIS.@.@.@.www.@...@.@(at).@.www.kommunales-bildungsmonitoring.@@.:.:&""de
Standort Trier
Kommunales Bildungsmanagement Rheinland-Pfalz - Saarland e.V.
Domfreihof 1a | 54290 Trier
Ansprechpartner:
Dr. Tobias Danz, Leitung
0651 / 4627 8443
infoREMOVE-THIS.@.@.@.www.@...@.@(at).@.www.kommunales-bildungsmonitoring.@@.:.:&""de
Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.