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Mit kleinräumigen Daten zu gerechten Bildungschancen

Chancengerechtigkeit im Bildungssystem herzustellen ist eine der drängendsten Aufgaben für Politik, Verwaltung und zivilgesellschaftliche Vereinigungen. Denn der Zugang zu Bildung ist noch immer in erheblichem Maße an die sozialen und familiären Voraussetzungen gekoppelt. Dies stellt besonders für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund sowie aus bildungs- und einkommensschwachen Familien eine Hürde dar. Das sozialräumliche kommunale Bildungsmonitoring trägt dazu bei, eine datenbasierte Grundlage für Veränderungsprozesse, strukturelle Reformen und finanzielle Investitionen zu schaffen, die diese Hindernisse überwinden helfen. 

Wir bieten Ihnen auf dieser Themenseite Impulse, wie Sie den "Mikrokosmos Sozialraum" für das kommunale Bildungsmonitoring erschließen und wo Sie im sozialräumlichen Bildungsmonitoring Inhalte vertiefen und Schwerpunkte setzen können. Zahlreiche Materialien und Inhalte, von einer umfangreichen Literatursammlung, Video- und Textbeiträgen bis hin zu Fachpublikationen aus unserer “KOSMO Spektrum”-Reihe, bieten einen thematischen Einstieg mit konkreten Anknüpfungspunkten für die kommunale Praxis. Mit unserem Dashboard geben wir zudem speziell Landkreisen ein hilfreiches Tool an die Hand, mit dem sie sich anhand der SGB II-Hilfequote auf Gemeindeebene für das Jahr 2021 einen Überblick über die soziale Situation und Heterogenität vor Ort verschaffen können. 

Wir werden die Themenseite “Mikrokosmos Sozialraum” stetig um neue Inhalte erweitern, um kommunalen Fachkräften unterschiedliche Facetten des sozialräumlichen Bildungsmonitorings zu präsentieren und neue Impulse zur strategischen sowie methodischen Bearbeitung zu setzen. 

Sozialräumliches Bildungsmonitoring – eine kommunale Entwicklungsaufgabe

Die ungleiche Verteilung von materiellem Wohlstand und Teilhabechancen ist eine ständige Herausforderung für unsere Gesellschaft. Bestimmte Quartiere und Wohnviertel sind vergleichsweise stark von sozialen Herausforderungen geprägt. Die Bildungseinrichtungen in solchen Räumen sehen sich oft mit speziellen Herausforderungen konfrontiert und benötigen daher besondere Aufmerksamkeit. Ein sozialräumliches Bildungsmonitoring hilft dabei, staatliche Mittel und Unterstützungsleistungen denjenigen zukommen zu lassen, die sie aufgrund von finanziellen und sozialen Nachteilen am dringendsten benötigen. Diese Bemühungen sind gleichzeitig der Ausgangspunkt zahlreicher struktureller Reformen, finanzieller Investitionen sowie Strategien auf kommunaler, Landes- und – mit dem Startchancen-Programm des BMBF – zukünftig auch auf Bundesebene (Überblick: Impaktmagazin der Wübben Stiftung). 

Viele Kommunen sind in den letzten Jahren bereits dazu übergegangen, die sozialen Unterschiede innerhalb von Gebietskörperschaften statistisch zu beschreiben. Dabei betrachten sie insbesondere, wie diese Unterschiede sich auf die Bildungsteilnahme und den Bildungserfolg auswirken. Auch für die am Programm Bildungskommunen teilnehmenden Kommunen stellt sich die Aufgabe, ein sozialräumlich differenziertes Bildungsmonitoring aufzubauen. So können sie die spezifischen Herausforderungen in ihren Gebieten genauer identifizieren und zielgerichtete Unterstützung bieten. Indem sie kleinräumige Daten zu den sozialräumlichen Rahmenbedingungen des kommunalen Bildungswesens in ihre Arbeit einbeziehen, können sie Belastungslagen sichtbar machen und ausgleichende Maßnahmen in den benachteiligten Räumen und Bildungseinrichtungen einleiten.

In der Praxis kann ein sozialräumliches Bildungsmonitoring oft die Grundlage für Investitionen in Infrastruktur (z. B. Schulstandortentwicklung, Ganztagsausbau) und Personal (z. B. Stellenzuweisungen, Betreuungsschlüssel, Qualifizierungsangebote) sein. Es kann auch helfen, den Einsatz von Ressourcen für Fördermaßnahmen (z. B. Sprachförderung, Inklusion) zu begründen, Vernetzungsvorhaben und Kooperationen zu befördern oder Transparenz im Rahmen öffentlicher Diskurse zu schaffen (vgl. Groos und Knüttel 2021).

Ausrichtung der Themenseite

Die Konzipierung und Entwicklung von Ansätzen eines sozialräumlichen Bildungsmonitorings als Teil eines umfassenden Bildungsmanagements folgen keinem einheitlichen Schema. Ihnen liegen unterschiedliche strategische Überlegungen, methodische Herangehensweisen und Datenquellen zugrunde. Etablierte und regelmäßig aktualisierte Ansätze, z.B. in Form von Sozialindizes, findet man bislang vor allem in Großstädten. In Landkreisen fehlt es an tragfähigen Ansätzen aus der Praxis, welche den Zugang zu niedrig aggregierten Datensätzen aufgreifen. Insgesamt aber zeigt sich, dass die Relevanz des Themas sowie der Bedarf an Orientierungswissen, praktischen Beispielen und Lösungsstrategien ungebrochen ist. 

Folgende Kategorien und Fragestellungen sind für Kommunen, die ein sozialräumliches Bildungsmonitoring (weiter-)entwickeln möchten, relevant und sollten bei der Ausgestaltung des jeweiligen Ansatzes berücksichtigt werden:

Verwendungszweck

  • Welche Steuerungsprozesse sollen unterstützt werden?
  • Welche Erkenntnisinteressen sollen bedient werden?

Raumbezug

  • Auf welche räumliche Ebene sollen und können die Daten aggregiert werden?

Datenquellen

  • Welche Daten sind relevant, verfügbar und zugänglich?
  • Welche datenhaltenden Stellen müssen angefragt werden?

Analyseaspekte

  • Welche statistischen Kenngrößen zu welchen inhaltlichen Sachverhalten sollen berücksichtigt werden?
  • Welche Zielgruppen sollen in den Blick genommen werden?

Berechnungsmethode

  • Auf Grundlage welcher empirischer Methoden und statistischer Verfahren sollen die Informationen gewonnen werden?

Die Themenseite greift diese Aspekte in ihren Beiträgen auf und liefert Ihnen somit Orientierungspunkte zur Planung und Umsetzung eines sozialräumlichen Bildungsmonitorings. Sie unterstützt dabei, sozialräumliche Fragestellungen und Informationsbedarfe zu schärfen sowie die passenden methodisch-statistischen Herangehensweisen zu entwickeln.


Trotz des Strebens nach chancengerechter Bildung ist das Bildungswesen in Deutschland an vielen Stellen immer noch ein Spiegel sozialer Ungleichheiten. Der Schulforscher Dr. Norbert Sendzik (Leibniz-Institut für Bildungsverläufe) blickt im KOSMO-Interview auf den aktuellen Forschungsstand, beschreibt mögliche Gestaltungsräume in der kommunalen Bildungssteuerung – und betont die Notwendigkeit, die angestoßenen Reformprojekte und Programme auch auf ihre Wirkungen hin zu evaluieren.

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Für viele Landkreise ist die Abbildung sozioökonomischer Belastungslagen unterhalb der Kreisebene ein niedrigschwelliger Einstieg in die Auseinandersetzung mit sozialräumlicher Heterogenität und den potenziellen Herausforderungen von Bildungsteilnehmer*innen und -einrichtungen. Das interaktive Dashboard bietet Ihnen die Möglichkeit, sich anhand der SGB II-Hilfequoten einen ersten Überblick über die soziale Situation in kreisangehörigen Gemeinden zu verschaffen und die Erkenntnisse als Ausgangspunkt für weitere Analysen im Themenfeld zu nutzen. 

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Kleinräumige SGB II-Hilfequoten auf Rasterbasis sind ein erster hilfreicher Einstieg für kommunale Fachkräfte im Bildungsmonitoring, um soziale Belastungslagen vor Ort sichtbar machen zu können. Katharina Knüttel (ISA – Institut für soziale Arbeit e. V.) erklärt die Darstellung von SGB II-Hilfequoten auf Rasterbasis und zeigt, welchen Mehrwert das Verfahren für das kommunale Bildungsmonitoring bieten kann. Der Video-Vortrag entstand im Rahmen der Bundeskonferenz Bildungsmanagement 2022 in Berlin.

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Stöbern Sie in unserer umfrangreichen Literatursammlung nach Publikationen rund um das Thema "Sozialräumliches Bildungsmonitoring". Die Auswahl bündelt Fachbeiträge der Kategorien "Sozialräumliche Segregation" und "Sozialstruktur", die über Filter- und Sortierfunktionen weiter eingegrenzt werden können.

 

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Die erste Ausgabe der “KOSMO Spektrum”-Reihe beleuchtet die Mehrwerte von abgeschotteten Statistikstellen für das kommunale Bildungsmonitoring in Landkreisen und kreisfreien Städten. Ein sozialraumorientiertes Monitoring arbeitet häufig mit Einzeldaten, die auf eine bestimmte räumliche Ebene aggregiert werden sollen. Um diese Daten nutzen zu können, ist die Einrichtung einer solchen Statistikstelle erforderlich. Im Beitrag werden die bundeslandspezifischen Rechtsgrundlagen vorgestellt. Zudem wird ihre praktische Relevanz anhand eines Anwendungsbeispiels aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis sowie im Kontext der kommunalen Nutzung von Daten des Zensus 2022 konkretisiert. 

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Die zweite KOSMO Spektrum-Ausgabe gibt unter dem Titel "Kommunale Daten für faire Bildungschancen" eine übersichtliche Darstellung zu relevanten Erhebungsmerkmalen aus Elternfragebögen im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung im Ländervergleich. Neben einem Überblick zu Nutzungsmöglichkeiten der Elternfragebögen für ein kommunales sozialräumliches Bildungsmonitoring wird am Beispiel der Stadt Oberhausen gezeigt, dass eine flexible Prüfung und Anpassung der Elternfragebögen möglich und gewinnbringend sind, um das Potenzial dieser Erhebung für ein sozialräumliches Bildungsmonitoring auszuschöpfen.
 

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Die KOSMO hat die Unterstützung von Kommunen bei der Weiterentwicklung sozialräumlicher Bildungsmonitoringansätze als Handlungsfeld gesetzt und gemeinsam mit kommunalen Fachkräften bearbeitet. In Veranstaltungsformaten wie der Fachkonferenz Bildungsmonitoring 2020 “Raum für Bildung” oder der Fachgruppe C “Konzipierung, Entwicklung und Verwertung von Sozialindizes im Rahmen des kommunalen Bildungsmonitorings” sind hilfreiche Materialien entstanden, die auf den folgenden Seiten abrufbar sind:

Fachkonferenz Bildungsmonitoring 2020

Online-Dossier zur Fachkonferenz Bildungsmonitoring 2020 “Raum für Bildung. Sozialräumliche Gestaltungsperspektiven im DKBM.” mit zahlreichen als Videoaufzeichnung verfügbaren Fachvorträgen und herunterladbaren Vortragsfolien

Fachgruppe C "Konzipierung, Entwicklung und Verwertung von Sozialindizes im Rahmen des kommunalen Bildungsmonitoring"

Vortragsfolien von Katharina Knüttel (ISA, vorher ZEFIR), die im Rahmen der Fachgruppe C "Konzipierung, Entwicklung und Verwertung von Sozialindizes im Rahmen des kommunalen Bildungsmonitoring" entstanden sind:


Ansprechpartnerin

Anna Hinzen

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

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Dr. Tobias Vetterle, Leitung

0651 / 4627 8443
info@kommunales-bildungsmonitoring.de


Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.